- Säugling: Wachstum und körperliche Entwicklung
- Säugling: Wachstum und körperliche EntwicklungMan unterscheidet verschiedene Entwicklungsphasen beim Kind: Als Neugeborene werden Babys vom Tag ihrer Geburt bis zum 28. Lebenstag bezeichnet, im ersten Lebensjahr ist ein Kind ein Säugling. Ab dem zweiten Lebensjahr beginnt das Kleinkindalter, das sich bis zum Schulanfang hinzieht. Schulkind wird ein Kind vom Beginn der Schulzeit bis zu Beginn der Pubertät genannt. Daran schließen sich die Pubertät und das Heranreifen, die Adoleszenz, an.Die meisten Säuglinge sind bei der Geburt zwischen 48 und 54 cm groß und wiegen 2500-4200 g. Der Kopfumfang variiert etwa zwischen 32 und 38 cm. Im ersten Lebenshalbjahr verdoppelt sich das Geburtsgewicht annähernd und auch das Längenwachstum schreitet sehr rasch voran - mit sechs bis sieben Monaten sind die meisten Kinder etwa 15 cm größer als bei der Geburt. Dann verlangsamt sich sowohl die Gewichtszunahme als auch das Körperwachstum. Im vierten Lebensjahr sind die meisten Kinder doppelt so groß wie bei der Geburt und wiegen zwischen 14 und 18 kg. Das Körperwachstum und die Gewichtszunahme schreiten dann gleichmäßig voran, bis es in der Pubertät zum erneuten Wachstumsschub kommt. Ausgewachsen sind Mädchen mit 16, 17 Jahren, Jungen mit 18, 19 Jahren.Entwicklung der OrgansystemeBei der Geburt sind noch nicht alle Organsysteme voll ausgereift; bei manchen Organsystemen (z. B. dem Nervensystem) zieht sich die Entwicklung über viele Jahre hin, während andere Organe schon im früheren Alter ihre Reife erlangen (z. B. die Nieren). Zwischen den Nervenfasern im Gehirn bestehen bei der Geburt nur wenige Verknüpfungen, erst durch fortwährendes Lernen bilden sich diese Verknüpfungen. Mit zunehmender Verknüpfung erlangt das Kind weitere geistige und körperliche Fähigkeiten. Die Strukturen im zentralen Nervensystem, die u. a. für die Steuerung der Atmung und der Körpertemperatur sowie für bestimmte Reflexe (Schutz-, Saug- und Schluckreflexe) zuständig sind, sind jedoch bereits funktionsfähig. Kurz nach der Geburt liegt die normale Herzfrequenz des Neugeborenen bei über 100 Herzschlägen pro Minute. Im Verlauf des ersten Lebensjahrs verringert sich die Herzfrequenz etwas, sodass sie bei ca. 100 Schlägen pro Minute liegt. Erst nach der Pubertät verringert sich die Herzfrequenz so weit, dass sie der eines Erwachsenen entspricht (in Ruhe: ca. 60-70 Schläge pro Minute). Auch die Atemfrequenz ist in den ersten Lebensjahren höher als im Schulalter und beim Erwachsenen. Die Nieren eines Säuglings arbeiten noch nicht so wie die eines älteren Kindes - u. a. aus diesem Grund kommt es bei starken Flüssigkeitsverlusten (z. B. durch Erbrechen und Durchfall) rasch zur lebensgefährlichen Austrocknung. Die Zähne brechen etwa ab dem sechsten Lebensmonat durch, viele Säuglinge haben dann aber auch schon die ersten Zähnchen, bei anderen hingegen kann es bis zum zwölften Monat dauern, bis der erste Milchzahn durchbricht. Als Erstes brechen meist die unteren mittleren Schneidezähne durch. Das Milchgebiss mit seinen 20 Zähnen ist in der Regel spätestens mit Vollendung des zweiten Lebensjahrs vollständig. Damit der Zahnschmelz hart wird und Karies nicht auftritt, empfehlen Ärzte, dem Säugling bereits ab dem Zeitpunkt kurz nach der Geburt fluoridhaltige Tabletten (meist in Kombination mit Vitamin D zur Rachitisprophylaxe) zu geben. Auch die ersten Milchzähne sollten schon regelmäßig (mit einem Wattestäbchen oder einer weichen Kinderzahnbürste, aber ohne Zahnpasta) geputzt werden.Auch das Immunsystem ist im Kindesalter noch nicht ausgereift. Erst durch den Kontakt mit Krankheitserregern entwickelt es sich. In den ersten drei bis sechs Lebensmonaten sind Säuglinge durch mütterliche Antikörper jedoch weitgehend gegen Infektionen geschützt (Nestschutz). Auch Muttermilch beinhaltet Antikörper.In den westlichen Staaten ist der plötzliche Kindstod (auch Sudden-Infant-Death-Syndrome, kurz SIDS, genannt) die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr. Er tritt unerwartet während des Schlafs des Kindes ein. Eine Ursache lässt sich nicht finden. Verschiedene Faktoren begünstigen vermutlich den plötzlichen Kindstod: Das Schlafen des Kindes in Bauchlage, Überhitzung während des Schlafs, Rauchen und Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft, Rauchen in Gegenwart des Kindes. Auch Frühgeborene sind stärker gefährdet. Indizien, die auf einen möglichen plötzlichen Kindstod hindeuten können, sind Schweißausbrüche des Säuglings während des Schlafs sowie Atemstörungen. Zur Vorbeugung besteht die Möglichkeit, gefährdete Säuglinge an ein Überwachungsgerät anzuschließen. Sinn hat dies nur, wenn die Eltern Erste-Hilfe-Maßnahmen beherrschen und in der Lage sind, das Kind wieder zu beleben.Siehe dazu auch: Kind: Die motorische und psychosoziale Entwicklung in den ersten Lebensjahren
Universal-Lexikon. 2012.